4. Aller Anfang ist schwer – Arbeiten im Jahr 1999
Da zur Zeit der Ersteigerung ( im Mai 99 ) sämtliche Wohnungen vermietet waren, richteten wir all unsere Aktivitäten rund ums Haus und den Garten. Es musste erst einmal Platz geschafft werden, da es so keine Möglichkeiten für irgendwelche Arbeiten gab. Mit viel Elan und Hoffnung fingen wir im Mai an unser neues Haus aus einem Mantel von Efeu und Knöterich auszupacken.
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2 große Treckeranhänger
Gestrüpp mussten beseitigt werden und das in Augenschein zu nehmen, was wir
ersteigert hatten. Wir sahen unser gesamtes Hab und Gut. Es war mit Abstand das
hässlichste und heruntergekommenste Haus des Dorfes. Der Efeu hatte
viel verdeckt und meiner Meinung nach auch viel zusammengehalten. |
An dieser Stelle muss ich noch erwähnen, das meine Geschichte nicht ganz vollständig ist, da Rüdiger und ich uns die Arbeit am Haus geteilt haben. Ich arbeite in der Woche um Geld für die Renovierung zu verdienen und er kümmert sich um die Arbeiten und die Handwerker am Haus, um das Geld wieder auszugeben. Somit ist geteiltes Leid halbes Leid. Auch wollte ich mit Rüdiger nie tauschen, denn oft, wenn ich am Wochenende auf die Baustelle kam fehlten mir die Worte vor Erstaunen, manchmal auch vor Entsetzen. Da waren plötzlich ganze Wände weg, ein Schornstein war abgebaut, Kellerräume eingebaut oder Stromkästen verlegt.
Natürlich
besprachen wir alle Arbeitsgänge vorher genau, aber wie es das Leben und die
Baustelle manchmal erforderten muss man seinen Arbeitseinsatz den Gegebenheiten
anpassen. So war ich doch häufig am Wochenende die Überraschte und Rüdiger
der strahlende Bauherr.
Zur Erleichterung wurde zwischen Unserem und dem Nachbarhaus der Durchgang
begehbar gemacht. Geröll und Gerümpel entfernt, sowie alte Betonplatten,
die vor ewigen Zeiten abgelegt wurden entsorgt.
Ein einsturzverdächtiger Unterstand, der dem Betrachter einen Schauer über den Rücken laufen ließ musste schleunigst entfernt werden. Keiner unsere Bekanten oder Freunde sind mit Vertrauen unter diesem Unterstand hergegangen und so wurden wieder einige Müllcontainer gefüllt. |
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Wir fingen an einer Ecke des Hauses an, die vorhandenen Zementfaserplatten zu entfernen. Es kam wie es kommen musste, es wurden restlos alle Platten vom Haus entfernt. (Teils mit einem Rollgerüst und teilweise mit einer geliehenen Arbeitsbühne). Auch die vorhandenen Dachlatten wurden vom Fachwerk entfernt und unsere „Sparbüchse“ bekam ein neues Gesicht. Plötzlich hatten wir ein altes Fachwerkhaus, das auch so aussah wie ein Fachwerkhaus, leider auch so alt und heruntergekommen. |
Die Mauer zur Straße hin hatte
eine bedrohliche Neigung umzufallen. Irgendwann hatte man die Mauer mit
drei Lagen Bahnschwellen aufgestockt und den Garten mit Erde aufgefüllt.
Da die Mauer den Druck des Erdreichs nicht standhielt wurde sie vom
Vorbesitzer mit Montageschaum gesichert. Es war klar, sie musste wieder
neu aufgebaut werden. Dazu entfernten wir das Erdreich um ca. 1,2 Meter,
legten die Mauer bis auf den Grund frei und richteten die Quadersandsteine
wieder ordentlich aufeinander. Sie wurde wieder neu hinterfüttert und anschließend mit Putz aus Sumpfkalk und Wesersand verfugt. |
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Mit Besorgnis beobachtete wir, einige feuchte Flecke und Ecken im Gewölbekeller. Am Erdreich konnte es nicht liegen, da die Nässeschäden von Oben kamen. Nach genauen Untersuchungen und Proben stellte sich die alten undichten Abwassertonrohre als Übeltäter heraus, die sich oberhalb der Gewölbedecke befand. So musste schnellstens der Boden der Waschküche, die über dem Keller liegt, aufgestemmt werden. Da mein Mann ein ganz genauer Handwerker ist wurden eben mal 6 Meter Boden entfernt, neue Rohre verlegt und wieder neu zugemacht. Nun kann der Keller langsam vor sich hin trocknen. Leider geht das langsamer als gedacht, aber bei gutem Wetter und Belüftung können wir schon erste Erfolge beobachten. |
Wir waren so voller Elan und
Erfolgserlebnissen durch den Aufbau des Backhauses, dass uns nichts mehr
erschrecken konnte. Wir hatten ja nun Erfahrung mit Lehm, Eichenbalken und
Kaseinfarben gemacht. Was konnte uns noch Probleme bereiten. Auch alle
Warnungen von Bekanten vor Problemen, Hürden wegen Bestimmungen durch die
Denkmalschutzbehörde, Umzug in eine Kleinstadt und Ähnliches schlugen
wir in den Wind- Und Recht hatten wir damit. Sicher gibt es hier und da
Probleme aber statt Knüppel zwischen die Beine haben wir von allen Seiten
nur Rat und Tat, Tipps und Unterstützung erfahren.
Nun begann langsam der Winter und die Aktivitäten ums Haus und im Garten
wurden immer weniger. Bald hatte uns das Schmuddelwetter ans Zeichenbrett
und den Schreibtisch verbannt. Gern hätten wir angefangen im Haus zu
reißen und zu erneuern, aber wie schon erwähnt waren alle Wohnungen
vermietet, so waren wir zum Faulenzen und Planen verurteilt. In meinem
Geist waren schon alle Wohnungen neu und schön renoviert worden. Ich
hatte genaue Vorstellungen wie alles aussehen sollte. Den Unterschied
zwischen Wünschen, Vorstellung und Realität sollte ich erst noch kennen
lernen.